Die Brücke von Andau

Die Brücke von Andau

Ein Symbol der Menschlichkeit

Etwa 10 Kilometer von Andau entfernt führte eine schmale Brücke aus Holz über den Einser Kanal. Sie diente in der Zwischenkriegszeit und nach dem 2. Weltkrieg den Andauern dazu, nach Ungarn zu kommen. Bereits in der ersten Zeit des Ungarnaufstandes im Jahr 1956 (von 23. Oktober bis 4. November 1956) kamen Ungarn auf diesem Wege über die Grenze.

Als die Rote Armee am 4. November 1956 mit brutaler Gewalt begann, die ungarische Revolution niederzuschlagen, nahm der Flüchtlingsstrom ungeahnte Formen an. Die „BRÜCKE von ANDAU“ war damals für viele tatsächlich der letzte mögliche Weg in die Freiheit.

Der vor kurzem verstorbene amerikanische Bestsellerautor James A. Michener war damals als Berichterstatter vor Ort. Wenig später schrieb er über diese dramatischen Ereignisse ein Buch mit dem Titel „DIE BRÜCKE von ANDAU“. Diese war, schreibt Michener, vielleicht die unbedeutendste Brücke Europas. Allein die Laune des Schicksals wollte es, dass sie einige Wochen hindurch zu einer der wichtigsten Brücken der Welt wurde.

In der Ortschronik von Andau liest man von diesen Ereignissen:
„Am Sonntag, dem 5. November hörte man wieder das Dröhnen der Panzermotoren und das Rasseln der Ketten der Panzerfahrzeuge, die sich der Staatsgrenze näherten. Die Bevölkerung hielt den Atem an und fragte sich, was geschehen würde. Unsere Feuerwehrmänner zogen zur Grenze und markierten diese mit rot-weiß-roten Fahnen … In den nächsten Tagen kamen die ersten Flüchtlinge. Von Tag zu Tag schwoll der Flüchtlingsstrom an. Zu Tausenden kamen sie aus ganz Ungarn über den Einserkanal nach Andau, in die Freiheit des Westens …“

Insgesamt sollen zwischen 70.000 und 80.000 Menschen bei Andau über die Grenze gekommen sein.

Am 21. November wurde die Brücke schließlich gesprengt. Die Grenze wurde ab dann von den ungarischen und russischen Grenzposten noch schärfer bewacht. Trotzdem kamen immer noch hunderte Flüchtlinge über die Grenze. Völlig entkräftet, frierend und durchnässt erreichten sie den ersten Zollposten in Andau.

Kurz vor Weihnachten 1956 kam der spätere US -Präsident Richard NIXON als damaliger Flüchtlingsbeauftragter nach Andau, um sich vor Ort ein Bild über dieses Flüchtlingsdrama zu machen. Die Bevölkerung von Andau war für die Flüchtlinge im Dauereinsatz.

Dazu wieder aus der Ortschronik:
„Die Gemeinde Andau und die Bevölkerung haben in diesen Tagen und Wochen große humanitäre Leistungen erbracht, die heute nicht mehr vorstellbar wären. Die Schulen, der Kindergarten, das Kino und alle öffentlichen Räume wurden für die Unterbringung der Flüchtlinge bereitgestellt. Heute steht diese „BRÜCKE von ANDAU“ wieder. Nicht nur als ein Denkmal, das an die unselige Zeit des geteilten Europas erinnert; sie ist auch Symbol für Hilfsbereitschaft, für Toleranz und Zusammengehörigkeit über alle politischen Grenzen hinweg.“

Zum Gedächtnis an die damaligen Ereignisse wurde die “neue Brücke von Andau” 40 Jahre später in Zusammenarbeit österreichischer und ungarischer Soldaten errichtet und im September 1996 feierlich eröffnet. Im Jahr 2006 wurde die Brücke wegen Baufälligkeit vom österreichischen Bundesheer neu aufgebaut.